Versorgung bei Spastik nach Schlaganfall: Wo stehen wir wirklich?
Ein Schlaganfall verändert das Leben – und für viele Betroffene kommt noch eine weitere Herausforderung hinzu: Spastik, also schmerzhafte Muskelverkrampfungen, die Arme oder Beine versteifen und die Bewegungsfähigkeit einschränken. In Deutschland entwickelt rund ein Drittel der Patient*innen nach einem Schlaganfall eine sogenannte Post-Stroke-Spastik (PSS).
Doch wie gut werden diese Menschen medizinisch begleitet? Eine aktuelle Analyse von Krankenkassendaten liefert wichtige Antworten – und zeigt: Es gibt deutliche Lücken in der Versorgung.
Was ist eine Post-Stroke-Spastik (PSS)?
Spastik tritt auf, wenn durch den Schlaganfall bestimmte Bereiche im Gehirn oder Rückenmark geschädigt wurden. Die Folge: Muskeln ziehen sich unkontrolliert zusammen. Typisch sind Muskelsteifheit, Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit – oft mit hohem Leidensdruck für die Betroffenen.
Frühes Erkennen und gezielte Behandlung sind entscheidend, um Verschlechterungen zu vermeiden. Erfahren Sie mehr dazu in unserem Spastik-Artikel.
Was zeigt die aktuelle Analyse?
Ein Forschungsteam hat untersucht, wie Patient*innen mit Spastik aktuell in Deutschland versorgt werden. Dafür wurden die Gesundheitsdaten von über 15.000 Menschen ausgewertet, die in den Jahren 2017 und 2018 einen Schlaganfall hatten.
Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:
31,4 % der Patient*innen entwickelten im Jahr nach dem Schlaganfall eine Spastik.
- Nur 13,9 % aller Betroffenen erhielten eine neurologische Frührehabilitation – also direkt im Anschluss an die Akutbehandlung.
- Personen mit Spastik erhielten deutlich häufiger Therapien wie Physiotherapie (2x so oft) und Ergotherapie (fast 4x so oft) als Patient*innen ohne Spastik.
- Nur ein kleiner Teil der Patient*innen mit Spastik wurde mit den empfohlenen oralen Antispastika oder Botulinumtoxin-Injektionen behandelt – obwohl diese Therapien in medizinischen Leitlinien ausdrücklich empfohlen werden.
- Die Gesamtkosten für das Gesundheitssystem lagen bei Patient*innen mit Spastik 2,3-mal höher als bei denen ohne – was auf einen deutlich höheren Versorgungsbedarf hinweist.
Was bedeutet das für die Versorgung?
Diese Zahlen zeigen: Spastik wird zwar erkannt, aber oft nicht ausreichend behandelt. Viele Betroffene erhalten nicht die Leistungen, die laut medizinischen Leitlinien empfohlen werden. Gerade beim Einsatz von Therapien – wie die medikamentöse Behandlung mit Botulinumtoxin – besteht noch großer Nachholbedarf.
Was können Betroffene tun?
Wenn Du nach einem Schlaganfall Symptome wie Muskelsteifheit, Verkrampfungen oder eingeschränkte Beweglichkeit bemerkst, solltest Du ärztlichen Rat einholen. Sprich offen mit deiner Hausärzt*in, Neurolog*in oder Reha-Therapeut*in über deine Beschwerden.
Wichtig: Spastik ist behandelbar. Frühzeitige Therapie kann helfen, bleibende Einschränkungen zu verhindern oder zu lindern.
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Fazit: Versorgung verbessern – Lebensqualität sichern
Spastik betrifft mehr als jeden dritten Schlaganfall-Patient*in – und doch erhalten viele Betroffene nicht die Versorgung, die sie dringend brauchen. Dabei zeigen die Daten klar: Wer gezielte Therapien erhält, hat bessere Chancen auf Mobilität, Selbstständigkeit und Teilhabe.
Mit einer besseren Aufklärung, einer frühzeitigen Therapie und digitalen Angeboten wie der Spastik-App können wir gemeinsam dazu beitragen, die Versorgungslücke zu schließen – und die Lebensqualität für viele Patient*innen deutlich zu verbessern.
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Quellen:
- Kerkemeyer L., Stapelfeldt P. M., Brumme U. M., Schwarzer C., Endres M., Nave A. H., Versorgungssituation von spastischen Bewegungsstörungen nach Schlaganfall – eine Analyse von GKV-Routinedaten, Neurologie & Rehabilitation 2025; 31(2): 95–102. Online: https://doi.org/10.14624/NR2502006 abgerufen am 03.09.2025